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Forschung

Aufpassen bei Ahnenpässen!

In manchen Familien haben sich die sogenannten Ahnenpässe erhalten, mit denen während der nationalsozialistischen Ära eine «arische» Abstammung amtlich bestätigt wurde. Diese war etwa für eine höhere Beamtenlaufbahn unabdingbar. Ein solcher Ahnenpass war im Grunde eine kleine Ahnentafel, in der alle Vorfahren bis ins vierte Glied mit den wichtigsten Eckdaten aufgeführt waren. Die Dokumente wurden je nach Region von den Standes- oder Pfarrämtern ausgestellt.

Nach dem Anschluss der böhmischen Grenzgebiete an das Deutsche Reich 1938 hielten die Ahnenpässe auch dort Einzug. Da es in Böhmen bis dahin keine Standesämter gegeben hatte, oblag es den Pfarrämtern, anhand der Einträge in ihren Matriken die Vorfahren einer Person samt Lebensdaten zusammenzusuchen. Aus dieser Zeit dürften übrigens einige Ergänzungen insbesondere in den sehr alten Kirchenbüchern stammen, so zum Beispiel farbige Unterstreichungen der Familiennamen oder neue Namensindizes. Von diesen Erleichterungen können wir heute noch profitieren.

Wer einen solchen Ahnenpass zur Verfügung hat, kann sich glücklich schätzen, denn er besitzt damit eine gute Ausgangsbasis für eine richtige Forschung. Einer Sache muss man sich aber bewusst sein: Ahnenpässe sind nur Sekundärquellen, und alle Daten sollten tunlichst anhand der Primärquelle Kirchenbuch überprüft werden. Schliesslich könnte es durchaus vorgekommen sein, dass dem Pfarrer beim Lesen oder Abschreiben aus der Matrik Fehler unterliefen. Auch absichtliche Irrtümer, um unerwünschte Vorfahren zu vertuschen, sind denkbar. Deshalb sollte man Ahnenpässen und überhaupt jeder «abgeschriebenen» Quelle mit Zurückhaltung begegnen und bestrebt sein, alle Angaben anhand der Kirchenbücher zu verifizieren.

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